Democracy & War Online

Informations-Plattform zum Hauptseminar "Demokratischer Frieden - Demokratische Kriege" am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin im Wintersemester 2005/06

21.11.05

Monadische Ambivalenz: die Kosten des Krieges

Sitzung am 22.11.2005

Als möglicher Erklärungsansatz für den demokratischen Frieden, wird von einigen Forschern der Aspekt einer unterschiedlichen Beurteilung von Kosten eines Krieges angeführt. Demnach würden Demokratien eine andere Bewertung möglicher Kosten eines Krieges vornehmen als Autokratien.

Die „rent-seeking“ Theorie (David A. Lake) stützt diese Annahme, indem sie davon ausgeht dass alle Staaten imperialistisch-expansionistische Neigungen besäßen, um Mehreinnahmen zu erzielen. In Demokratien würde diese Neigungen jedoch, durch eine, im Vergleich zu autokratischen Systemen, erleichterte „Überwachung“ des Staates durch die Bevölkerung gehemmt werden. Demokratien würden nur Kriege/Interventionen durchführen, wenn die zu erwartenden Kosten für die Bevölkerung geringer sind als der zu erwartende Nutzen.

Andere Autoren (Michael C. Desch) gehen davon aus, dass der Regime-Typ bei der Abwägung für oder gegen eine militärische Auseinandersetzung, sowie für das Maß der militärischen Effizienz keine nennenswerte Rolle spiele.

Ein anderer Ansatz beschreibt generell das Problem der Einschätzung von Kosten und Gewinnen (Stephen van Evera). Kriege würden oft aus der Fehleinschätzung der Kräfteverhältnisse und den mit einem Krieg verbundenen Kosten und Gewinnen geführt. Eine klarere Abschätzung von Kosten und Gewinnen würde die Anzahl von Kriegen verringern. Folglich wären alle Maßnahmen, welche Kräfteverhältnisse transparenter machen, geeignet um Kriege zu vermeiden.


Probleme
Alle drei Texte beschreiben das Kosten- und Abwägungskalkül von Staaten, jedoch liefert kein Text eine deutliche Antwort auf die Frage: Warum Demokratien (aufgrund des Kostenfaktors) keine Kriege gegeneinander führ(t)en.

Sollten Demokratien, wirklich sensibler Gewinn und Kosten abwägen, würde dies bedeuten, dass bei einer „ausreichenden“ Reduzierung der Kosten, z.B. durch Auslagerung an andere Staaten, ein Krieg zwischen Demokratien denkbar wäre.

Fragen

1) Wie unterscheiden sich die Kosten eines Krieges in Demokratien und Autokratien?

2) Kalkulieren Demokratien Kosten „besser“? Und inwiefern unterliegen sie seltener Fehleinschätzungen?

3) Reicht das Kostenargument auf monadischer Ebene aus, um den Demokratischen Frieden zu erklären? Oder müssen Kosten auf anderen Ebenen oder andere Faktoren berücksichtigt werden?

4) Welche Auswirkungen hat die „revolution of military affairs“ und die Privatisierung von Sicherheit auf Kosten und Gewinne?

Links zu den Autoren
David Lake


Michael C. Desch


Stephen van Evera