Democracy & War Online

Informations-Plattform zum Hauptseminar "Demokratischer Frieden - Demokratische Kriege" am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin im Wintersemester 2005/06

24.10.05

Reflektionen über Krieg und Frieden

Sitzung am 25.10.2005

Thesen/Fragestellungen
Jack S. Levy behauptet, dass das Ausbleiben von Krieg zwischen demokratischen Staaten eine der auffälligsten empirischen Regelmäßigkeiten in den Internationalen Beziehungen ist. Dennoch ist es umstritten, ob es sich dabei um eine Gesetzmäßigkeit im strengen Sinn handelt. Ist die demokratische Verfasstheit zweier Staaten schon hinreichende (gesetzmäßige) Bedingung für Frieden untereinander? Zunächst einmal handelt es sich beim Demokratischen Frieden schließlich nur um die auffällig hohe Korrelation zweier Variablen, die nichts über kausalen Mechanismus, Richtung des Zusammenhangs und die Natur der Variablen aussagt. Zum Beispiel kann man womöglich weder „Demokratie“ noch „Frieden“ sinnvoll auf nominalem Messniveau (an/aus, ja/nein) ausdrücken. Außerdem ist die Frage nach der geeigneten Analyseebene zentral und beeinflusst die Messergebnisse: sind die Strukturmerkmale des internationalen Systems für zwischenstaatliches Verhalten entscheidend? Oder sollten wir Einzelstaaten, Staatenpaare, regionale (Sub-)Systeme untersuchen? Levy spricht sich für einen multi-methodischen Ansatz auf mehreren dieser Ebenen aus. Was sind die Vorteile davon? Kann man auf diese Weise eine zuverlässige und überprüfbare Theorie des demokratischen Frieden entwickeln?

Fragen
Verläuft der kausale Zusammenhang von Demokratie zu Frieden oder von Frieden zu Demokratie?

Wie kann man den Zusammenhang verifizieren, angesichts der relativ geringen Fallanzahl und der üblichen Probleme induktiver Theoriebildung?

Wie geht man mit dem Widerspruch um, dass Demokratien – entgegen Kants Annahme – nicht per se friedlicher sind, sondern lediglich auf dyadischer Ebene so erscheinen?

Besteht zwischen den Phänomenen „Handel“ und „Frieden“ tatsächlich eine Kausalität? Unter welchem methodologischen Zugriff könnte sich ein derartiger Zusammenhang belegen lassen? Wo liegen hierbei die Reichweiten und Grenzen quantitativer bzw. qualitativer Forschungsansätze?

Welche Rolle spielt die Definition von Krieg innerhalb der liberalen Theorie von Krieg und Frieden? Wie erklären sich Konflikte zwischen Handelspartnern, die unterhalb der Kriegsschwelle stattfinden?

Wie plausibel ist das Argument der „abschreckenden“ Wirkung der hohen Opportunitätskosten, die mit militärischen Auseinandersetzungen einher gehen? Verläuft ein solches Kosten-Nutzen-Kalkül auf einer rein materiellen Ebene? Welche anderen Faktoren können politische Akteure zu kostenintensiven militärischen Engagements verleiten?

bearbeitet von Sofia, Lena & Jan